freckenhorst:glockengiesser

Die Glockengießer der Freckenhorster Glocken

Meister Volkerus

In Münster waren zwei Gießer dieses Namens im 15. Jahrhundert ansässig, Johannes Volkerus, von dem eine Glocke in St. Ludgeri Münster erhalten ist, und dann Iasper, vermutlich der Sohn des Johannes, der die älteste erhaltene Freckenhorster Glocke schuf. Von beiden sind sonst nur wenige weitere Werke bekannt.

Wolter Westerhues

Wolter Westerhues war ein Schüler des großen niederländischen Glockengießers Geerd van Wou in Kampen, von dem es auch heute noch etliche Glocken in Westfalen gibt und natürlich die berühmte „Gloriosa“ im Dom zu Erfurt. Es ist auffällig, das van Wou etwa seit 1497 abgesehen von einem heute noch bestehenden Geläut in St. Peter zu Recklinghausen aus dem Jahr 1500 nicht mehr in Westfalen arbeitet, obwohl es doch ein naheliegendes Gebiet ist. Seit dieser Zeit aber tauchen die ersten Glocken Wolter Westerhues auf, so dass man annehmen kann, dass der Lehrmeister seinem Schüler dieses Gebiet überlassen hat.

Ludgerusglocke im Dom zu Münster

Ludgeruskirche in Münster

Seine wohl älteste erhaltene Glocke ist die von 1497 in der St. Lambertikirche zu Münster, die zwar keine Gießerbezeichnung hat, aber aufgrund ihres Aussehens und der Tatsache, dass eine Anwesenheit Geert van Wous in Münster zu dieser Zeit unwahrscheinlich ist, mit ziemlicher Sicherheit als ein Werk Wolter Westerhues betrachtet werden kann.

Seit 1499 ist er als in Münster ansässig nachweisbar, zunächst in der Hörsterstraße, später besitzt er ein Haus an der Rothenburg. Außer zahlreichen Glocken gießt er für die Stadt auch Geschütze. In dieser Zeit entsteht auch 1533 die Glocke für Freckenhorst, im folgenden Jahr wird er von den Wiedertäufern als Anhänger der lutherischen Reformation aus der Stadt ausgewiesen und stellt sich in den Dienst des die Stadt belagernden Bischofs.

Die jüngste bekannte Glocke von ihm stammt aus dem Jahr 1539 und ist bis heute in der St. Mauritzkirche in Münster erhalten. Das Datum seines Todes ist nicht bekannt, da aber Rechtshändel über das Testament aus dem Juni 1548 überliefert sind, wird er wohl im Frühjahr desselben Jahres gestorben sein in einem Alter wohl über siebzig Jahre.

Die Inschrift der Ludgerusglocke im Dom zu Münster

Ludgeruskirche in Münster

Einige erhaltene Werke:

  • 1497 Münster, St.Lamberti as'
  • 1502 Schütttorf, Reformierte Kirche
  • 1507 Münster, St. Ludgeri d' e' fis'
  • 1507 Ahaus-Wüllen d' (es' 1496 G. v. W) f'
  • 1508 Nordhorn, Reformierte Alte Kirche St. Ludgeri 1 3 4 c' e' e²
  • 1512 Münster-Handorf
  • 1518 Lage/Lippe Marktkirche St. Johann des'
  • 1520 Rheine, St. Dionysius c' d'
  • 1521 Münster-Hiltrup as'
  • 1527 Münster, Dom e'
  • 1533 Freckenhorst des²
  • 1539 Münster, St. Mauritz a'

Antonius Paris

Er wurde vermutlich 1615 in Lothringen geboren und war, oft mit anderen Kollegen zusammen, darunter seinem Bruder Johannes, ab 1639 in Westfalen tätig. Im Gegensatz zu Westerhues und anderen spät mittelalterlichen Gießern hatten diese sogenannten „Lothringer Wandergießer“ oft lange Zeit keinen festen Gießstandort, vielleicht war das aber auch nur durch die schwierigen Zeiten im Dreißigjährigen Krieg bedingt. 1648 schuf er eine über 4 Tonnen schwere Glocke für den Fuldaer Dom, die bei einem Turmbrand 1905 zerstört wurde. Antonius Paris hat sich 1660 in Schwerte niedergelassen, dort ist er 1669 gestorben.

Einige erhaltene Werke:

  • 1636 Enniger, St. Mauritius cis' ?
  • 1639 Andernach, St. Marien des'
  • 1640 Lippstadt, Große Marienkirche h° d' (dis' e' fis² gis² gis³) zusammen mit Claude Lamiralle
  • 1647 Siegburg, St. Servatius des 1 zusammen mit Claude Lamiralle

Die Glockengießerei Albert Junker in Brilon

- vormals Heinr. Humpert

Seit 1762 gab es in Brilon im Sauerland eine Glockengießerei, die damals von Caspar Greve aus Grevenstein gegründet wurde. Bis 1918 blieb sie in Familienbesitz über Jacob Greve zu Heinrich und Franz Humpert. Vom letzteren wurde sie an Albert Junker Senior und Bernard Edelbrock verkauft, da sein Erbe im 1. Weltkrieg gefallen war. Darauf wurde aus dem Handwerksbetrieb ein moderner Industriebetrieb, in dem von 1919 bis 1957 rund 10.000 Glocken gegossen wurden. 1957 wurde der Glockenguss eingestellt, 1983 dann auch die bis dahin noch bestehenden Gebäude abgebrochen. Im Stadtmuseum Brilon gibt es einen Ausstellungsabschnitt über diese Gießerei.

Dabei wurden sowohl Glocken aus der üblichen Glockenbronze (aus 80% Kupfer und 20 % Zinn) hergestellt wie auch aus Ersatzwerkstoffen wie Stahl (in Zusammenarbeit mit der Fa. Inderus in Wetzlar), Sondermessing und besonders dann nach dem 2. Weltkrieg aus der von Albert Junker seit 1930 entwickelten „Briloner Sonderbronze“, einem Material, in dem das Zinn durch Silizium ersetzt wurde. Glocken aus diesem Material sind vor allen in Westfalen häufiger anzutreffen.

Diese Glocken sind einiges härter als solche aus üblicher Glockenbronze, kommen ihnen im Klang recht nahe, wurde aber oft mit nicht korrigierten Klangabweichungen geliefert, das Geläut in Freckenhorst sollte eigentlich auch eine genauere Schlagtonlinie haben, gehört aber von der Klangentfaltung mit zu den besten Sonderbronzeglocken.

Einige Geläute dieser Firma: (ZB Zinnbronze, SB Sonderbronze, ST Stahl)

  • 1919 Rheine, Basilika, ST, a°, c', d', e', g', a', c²
  • 1947 Warendorf, St. Laurentius, SB b°, des',es', f', as'
  • 1948 Baden-Baden , Stiftskirche, SB gis°, h°, cis', dis', e', fis',gis', ais', h'
  • 1948 Warstein, St. Pankratius, SB, gis°, h°, cis', e
  • 1949 Hardheim/Odenwald, SB, d',e',g',a',h'
  • 1946 Sassenberg, St. Johannes, SB, c', es', f', g', b' c²
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